
Warum wir einander brauchen.
Gedanken aus der Pandemie-Zeit. Das ICH entfaltet sich am DU. Im Spannungsfeld zwischen Gruppenintegration und Individuation trete ich als Person mit meinen Eigenheiten hervor. Doch was passiert in dieser herausfordernden Zeit des Homeoffice und Distanzhaltens mit diesem Entfaltungsprozess? Wo können wir den anderen noch als positive „Störung“ wahrnehmen und ein neues System, also eine eigene Unternehmens- und Teamkultur bauen? Wir spüren, dass eine virtuelle Begegnung nicht genügt, um uns zugehörig zu fühlen. Was ich bei Mitarbeitern wahrnehme, ist das starke Bedürfnis, einfach mal auf dem Gang einen Kaffee zusammen zu trinken. Unintendiert. Und ganz beiläufig sehr wertschöpfend für den Mitarbeiter und das Unternehmen. Ein ermutigendes Wort am Drucker, ein interessierter Blick beim Mittagessen und ein „schönen Feierabend“ beim Verlassen des Büros.
Wir brauchen einander. Fühlen wir uns zugehörig und mit Kollegen und Vorgesetzten gut und sicher verbunden, dann wächst in diesem Resonanzraum Kreativität und Vertrauen und Mut. Dann übernehmen wir gern Verantwortung, weil wir keine negativen Konsequenzen bei einem Misserfolg fürchten müssen. Die aktuelle Situation verlangsamt diesen sozialen Entwicklungsprozess. Umso wichtiger ist es, kleine Gesten zu finden, die dem Team das Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Ein regelmäßiges kurzes persönliches Telefonat bewirkt so viel. Dann besteht auch weniger die Gefahr, dass die fachlichen Onlinemeetings zerredet werden, weil sich alle freuen, mal wieder Menschen zu sehen. Also lieber trennen: kurze straff moderierte Meetings und Meetings oder persönliche Telefonate, die dem verbindenden Austausch dienen.