
Wir sind doch nicht zum Spaß hier!
Ich sitze am Schreibtisch in der Nähe der Balkontür und arbeite.
Meine Tochter und ihre Freundin bearbeiten die Homeschoolingaufgaben am Gartentisch.
Sie lachen, machen Späße, albern.
Bei mir kommt ein wilder Mix aus Geometrie, Musik, Englisch und Deutsch an. Nicht zu vergessen das Fange-Spielen…Eine Stimme in mir sagt: Jetzt zieht´s doch einfach mal durch und werdet fertig, dann könnt ihr endlich das machen was euch Spaß macht und habt Freizeit!
Autsch! Mal wieder über meine alten Muster gestolpert. Zum Glück habe ich meinen Mund gehalten. Denn sie machen alles richtig. Sie lernen und haben unglaublich viel Freude an sich selbst und an den Themen. Bis zum Mittag sind alle Aufgaben erledigt. Die Kinder sind zufrieden und ausgelassen und wir essen gemeinsam.
In der Theorie ist mir das alles klar. Da erzähle ich das Geschäftsführern und Teamleitern und Pädagogen immer wieder. Um Lernen zu können, brauchen wir das Gefühl von Sicherheit in Raum und Beziehung, wir brauchen Freude an dem was wir tun, wir brauchen Sinnerleben…
Diskutieren wir über Work-Life-Balance, dann stolpern wir genau über dieses Thema. Wir trennen die Arbeitszeit von unserer Lebenszeit. Work-Life-Balance suggeriert, dass Arbeit per se schlecht ist und Freizeit gut. Das eine müssen wir überstehen, um das andere zu bekommen. In den Niederlanden sind ein Viertel aller Arbeitnehmer mit ihrem Job unzufrieden, in Deutschland sind es sogar die Hälfte. Ist es normal, dass wir einen Großteil unseres Lebens einen Job ausüben, den wir nicht mögen?
Wie wäre es, meine Arbeitszeit aktiv als Lebenszeit zu gestalten? Manchmal findet diese Gestaltung tatsächlich im Umfeld statt, manchmal sind es meine Gedanken über meine Arbeit, die ich umgestalten kann. Die Verantwortung liegt bei mir, nicht bei meinem Chef und auch nicht bei den Kollegen.

„Kreativität ist Intelligenz die Spaß hat.“ Albert Einstein